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Leben mit HIV & AIDS – und Vorurteilen

Schätzungen des Robert Koch ­Instituts (RKI) zufolge infizierten sich im Jahre 2021 1.800 Menschen mit HIV. Nahezu die Hälfte der Infizierten sind dem maskulinen biologischen Geschlecht zuzuordnen, die Geschlechtsverkehr mit dergleichen haben (etwa 1.000, Tendenz: sinkend).

Nach Angaben des RKI haben sich im Jahre 2021 440 Menschen in Deutschland auf heterosexuellem Wege infi­ziert. Damit scheint die Zahl der Neuinfektionen im Vergleich zum Vorjahr gleichauf. Die vom RKI zusammengestellten Eckdaten zur Abschätzung der Zahl der HIV-Neuinfektionen, AIDS-Erkrankungen und Todesfälle bei HIV-Infizierten sowie der Zahl der in Deutschland lebenden Menschen mit HIV erfolgt in jedem Jahr neu auf der Grundlage aller zur Verfügung stehenden Daten und Informationen und stellen keine automatische Fortschreibung früher publizierter Daten dar. Durch zusätzliche Daten und Informationen sowie durch Anpassung der Methodik können sich die Ergebnisse der Berechnungen von Jahr zu Jahr verändern und liefern jedes Jahr eine aktualisierte Einschätzung des gesamten bisherigen Verlaufs der HIV-Epidemie.

In Deutschland leben Schätzungen des RKI zufolge rund 90.800 Menschen mit HIV/AIDS, wovon rund 72.700 dem männlichen biologischen Geschlecht zugeordnet werden. Gab es im Jahre 2011 in Deutschland noch 463 HIV/ AIDS-Tote in Deutschland, ist diese Zahl im Jahr 2021 auf 218 gesunken. Insgesamt ist die Zahl der HIV/ AIDS-Infizierten in den letzten Jahren deutlich zurück gegangen. Mitunter ein Grund hierfür ist, dass immer mehr HIV Diagnosen frühzeitig erkannt werden, was eine entsprechend frühzeitig ansetzende Behandlung ermöglicht. Denn: unter Therapie ist HIV nicht übertragbar.

Die rote Schleife (engl.: „Red Ribbon“) ist das Symbol für HIV und Aids. Geschaffen hat sie der New Yorker Frank Moore, als in den 1980er-Jahren die ersten Todesfälle von Aids in den USA bekannt wurden. Zunächst war sie nur in Homosexuellen- und Künstlerkreisen ein Begriff, Ende der 1990er-Jahre machten Prominente sie dann weltweit bekannt. Sie ist gleichzeitig ein Zeichen der Solidarität mit Betroffenen wie auch der Hoffnung darauf, dass Wissenschaftler einen Impfstoff oder eine heilende Therapie entwickeln.

Das Virus und seine Folgen: Was ist HIV – was ist AIDS?

AIDS wurde 1981 zum ersten Mal diagnostiziert, doch was genau ist AIDS und worin begründet sich der Unterschied zu HIV?

HIV steht für die englische Abkürzung „Human Immunodeficiency Virus“. Eine Infektion mit dem HI-Virus schädigt oder zerstört bestimmte Zellen der Immunabwehr und macht den Körper anfällig für Erkrankungen, die bei nicht infizierten Menschen in der Regel unproblematisch verlaufen. Unbehandelt kann eine HIV Infektion langfristig zu AIDS führen. AIDS steht hierbei für das sogenannte „Acquired Immunodeficiency Syndrome“ und bedeutet auf deutsch „Erworbenes Immunschwächesyndrom“. In der Folge erkranken Infizierte häufig an Lungenentzündungen und Pilzerkrankungen.

Dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zufolge erfolgt die Ansteckung mit dem HI-Virus am häufigsten beim Geschlechtsverkehr. Eine weitere Art und Weise der Übertragung erfolgt durch die Ansteckung mit HIV-infiziertem Blut. Dies gilt insbesondere bei gemeinsamer Nutzung von Spritzen und Spritzenzubehör unter Drogenkonsumierenden. Ebenso können Schwangerschaft, Geburt und Stillen bei Müttern mit HIV zu einer Ansteckung des Kindes führen. Durch verschiedene Maßnahmen, lässt sich dieses Risiko jedoch sehr stark senken, wenn die HIV-Infektion der Mutter bekannt ist.

Kondome, saubere Spritzen und Spritzutensilien schützen vor einer HIV-Infektion. Auch die medikamentöse Vorsorge „PrEP“ (Prä-Expositions-Prophylaxe, zu deutsch: Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontak) beugt eine HIV-Infektion vor. Die PrEP ist eine sogenannte Safer-Sex-Methode, bei der HIV-Negative ein HIV-Medikament einnehmen, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen. Seit dem 1. September 2019 werden Arzneimittel zur Vorbeugung einer Infektion mit dem HI-Virus für Menschen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die PrEP schützt lediglich vor HIV, nicht jedoch vor anderen Geschlechtskrankheiten. 

Die meisten Menschen mit HIV, die in Behandlung sind, können lange Zeit mit dem Virus leben, ohne an AIDS zu erkranken. So berichtet beispielsweise die 31-jährige HIV-positive Julia im Interview, dass sie täglich eine Tablette einnimmt und ansonsten keinerlei Einschränkungen erfährt. „Ich hab die gleiche Ausdauer wie andere, bin genauso leistungsfähig, kann genauso feiern und so weiter. Man sieht mir das Virus auch nicht an“, so Julia.

Bis heute ist eine Infektion mit HIV jedoch nicht heilbar und bisher gibt es (noch) keine Impfung, die vor der Ansteckung von HIV schützt. Angaben der Aidshilfe zufolge erkranken noch immer rund 790 Menschen pro Jahr schwer, viele sogar an Aids, weil ihre Infektion vorher nicht diagnostiziert und behandelt wurde.

Im April 2016 wurde mit Beschluss des Bundeskabinetts die „BIS 2030“, eine Strategie zur Eindämmung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen, initiiert. Die Strategie zielt unter anderem auf eine nachhaltige Eindämmung von HIV ab. Damit kann insgesamt die Gesundheit der Bevölkerung verbessert werden, indem schwere gesundheitliche Folgeerkrankungen wie AIDS verhindert werden. Neben positiven individuellen und gesellschaftlichen Effekten kann die Vorbeugung, Früherkennung und Verhinderung von Infektionen auch zu einer Verringerung der Gesundheitsausgaben beitragen. Es gilt, Diversität zu akzeptieren, Stigma und Diskriminierung weiterhin abzubauen und die Rechte Betroffener zu wahren.

Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern bei der Blutspende

Bereits über Jahre hinweg wird diskutiert, wer von der Blutspende ausgeschlossen werden darf, damit das Risiko einer Übertragung von HIV und anderen Infektionen minimiert wird. Homosexuelle und andere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) – welche in Deutschland nach wie vor die am stärksten von HIV betroffene Gruppe darstellt- durften lange Zeit überhaupt nicht Blutspenden. Im Jahr 2017 wurden neue Richtlinien initiiert. Demnach durften MSM Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang keinen Sex mit einem Mann hatten. Diese Regelung basierte auf einer wissenschaftliche nicht ausgereiften Grundlage und wurde aufgrund dessen von vielen als diskriminierend eingestuft.

Im September 2021 wurde schließlich eine überarbeitete Fassung der Hämotherapierichtlinien (Anwendungen / Übertragungen von Blut, Blutbestandteilen bzw. Blutprodukten) veröffentlicht. Demnach dürfen auch schwule und bisexuelle Männer Blut spenden, wenn sie in einer dauerhaften monogamen Beziehung leben. Sexuelle Kontakte zwischen Männern außerhalb solcher Beziehungen führen fortan zu einem Ausschluss für vier Monate, statt wie bisher für ein Jahr. Beim Sexualverkehr zwischen Männern und Frauen führen nur „häufig wechselnde Partner:innen“ zum Ausschluss. Nach wie vor scheint (auch) diese Neuregelung diskriminierend. Auch wenn der Ausschluss einerseits der Sicherheit der Spender:innen dient, schließt das bisherige Verfahren gewisse Gruppierungen viel zu pauschal aus.

Als generelles Ziel gilt eine Regelung anzustreben, die die hohe Sicherheit von Blutprodukten in Deutschland aufrechterhält, parallel jedoch niemanden zurückweist. Denn bereits 2015 urteilte der Europäische Gerichtshof (Rechtssache C528/13), dass ein Ausschluss besonders stark von HIV betroffener Gruppen nur gerechtfertigt sein kann, wenn sich Übertragungsrisiken nicht auf anderen Wegen reduzieren lassen. Eine Neuregelung betreffend die Hämotherapierichtlinien schien somit unabdingbar. Die federführende Bundesärztekammer und andere zuständige Organisationen und Institutionen, darunter auch das RKI und das BMG, haben Ende Mai 2021 ein umfangreiches Papier mit dem Titel: „Blutspende von Personen mit sexuellen Risikoverhalten – Darstellung des aktuellen Standes der medizinischen Wissenschaft“ veröffentlicht. Die sogenannte MSM Gruppierung erfährt nach wie vor eine abweichende Behandlung.

Diese Neuregelung sieht unter anderem vor:

  • Wer in einer auf Dauer angelegten, monogamen Beziehung lebt, soll künftig spenden dürfen – egal, ob es sich um eine verschieden- oder gleichgeschlechtliche Beziehung handelt.
  • Männer werden ausgeschlossen, wenn sie innerhalb der letzten vier Monate Sex mit einem Mann hatten, der nicht ihr fester Partner war. Auch bei neuen Partnerschaften dürfen sie nicht spenden.

Die Deutsche Aidshilfe begrüßt es, dass die neue Regelung den nahezu pauschalen Ausschluss von Männern, die Sex mit Männern haben, aufgibt und dass in Zukunft nicht pauschale Risikozuschreibungen, sondern reale Möglichkeiten einer unerkannten HIV-Infektion eine größere Rolle spielen sollen. Nichtsdestotrotz konstatiert die Deutsche Aidshilfe auch gravierende Mängel. So wird die Wahl der durchaus stigmatisierenden Begrifflichkeiten „sexuelles Risikoverhalten“ und „Risikogruppen“ bemängelt, die in dem der neuen Regelung zugrunde liegenden Papier verwendet werden. „Menschen, die bestimmten Gruppen angehören oder ihre Sexualität auf eine bestimmte Weise ausleben, werden mit diesem Etikett sprachlich zum „Risiko“ gemacht. Das ist nach 40 Jahren Emanzipationsarbeit ein weiterer Schlag ins Gesicht der betroffenen Gruppen„, so die Deutsche Aidshilfe.

Welt-AIDS-Tag – jährlich am 01. Dezember

Seit 1988 findet jährlich am 01. Dezember der Welt-Aids-Tag statt. Er bekräftigt die Rechte der HIV-positiven Menschen weltweit und ruft zu einem Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung auf. Außerdem erinnert der Welt-Aids-Tag an die Menschen, die an den Folgen von HIV und Aids verstorben sind. Am Welt-Aids-Tag finden zahlreiche Aktionen statt. Das Spektrum reicht von Informationsständen in Innenstädten über Kampagnen bis hin zu Spendengalas mit Prominenten.

Aidshilfe und BEWO-Online

Die Aidshilfe stellt eine grundlegende Infrastruktur in den Bereichen Beratung, Prävention und Betreuung für die deutsche Bevölkerung sicher. Mitarbeitende unterstützen Hilfesuchende durch fachlich kompetente Beratung zu Themen wie Aids, HIV, Sexualität und Präventionsmaßnahmen. Zudem gehören auch weitere Leistungsangebote, wie beispielsweise die Eingliederungshilfe zum Portfolio der Aidshilfen.

BEWO-Online deckt alle Leistungsbereiche der Aidshilfe ab und vereinfacht die tägliche Arbeit durch die anwendungsfreundliche Oberfläche – Termine und Statistiken sind anonymisierbar. Im Bereich der Statistiken können in BEWO-Online mit Hilfe von Filterfunktionen verschiedene Statistiken für die Jahresbilanz oder einen Tätigkeitsbericht ausgewertet werden. Neben der Erstellung anonymer Termine mit Klient:innen und der Dokumentation von Dienstleistungen, welche sich in einem übersichtlichen Dokumentationsverlauf aufrufen lassen, unterstützt Sie das Dokumentenmanagement in BEWO-Online bei der Verwaltung Ihres digitalen Arbeitsplatzes. So gelingt beispielsweise in kürzester Zeit die Erstellung von Schreiben mit eigenen Textbausteinen, wobei das Layout individuell gestalten werden kann. BEWO-Online ermöglicht zudem eine automatische Erstellung von Spitzabrechnungen im System. Gewöhnliche Rechnungen für Selbstzahler:innen können ebenfalls erstellt werden.

Einsatzbereiche von BEWO-Online in der Aidshilfe

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Weiterführende Links & Quellen:

https://www.aidshilfe.de/

https://www.welt-aids-tag.de/

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/hiv-und-aids.html