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Teil V: Das Eisberg Modell

Bei der Kommunikation gibt es viele verschiedene Ebenen, die offensichtlich nicht erkennbar sind. Es zählt mehr zu einem Gespräch als das, was wir zueinander sagen. Auch das Verhältnis zu der anderen Person, der eigene persönliche Hintergrund und das Umfeld des Gespräches hat einen Einfluss auf den Verlauf der Kommunikation. Genau diese Beziehung zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Kommunikation wird mit dem Eisberg-Modell näher beschrieben.

Beim Eisbergmodell wird ein Vergleich zu einem Eisberg gezogen, da – wie auch bei der Kommunikation – ein Großteil verborgen und unsichtbar bleibt. Das Eisbergmodell zeigt auf, warum es so ungemein wichtig ist, auf die non-verbale Kommunikation der Gesprächspartner zu achten.

Das Eisberg-Modell beschreibt also die Analogie zwischen einem Eisberg und der Kommunikation. 

Betrachten wir nun einen Eisberg genauer, so wird ersichtlich, dass sich der größte Teil eines Eisberges unter Wasser befindet, um die 80%, um genau zu sein. Wenn wir also einen großen Eisberg vor uns sehen, dürfen wir nicht vergessen, dass lediglich 20% davon sichtbar sind. Der Rest liegt verborgen unter Wasser. Genauso verhält es sich auch mit der menschlichen Kommunikation. Auch hier gibt es einen sichtbaren Teil, also die tatsächliche verbale Kommunikation, und den unsichtbaren Teil. Der unsichtbare Teil wiederum ist in verschiedene Ebenen unterteilt.

Entstehung des Eisberg Modells

Oftmals wird das Eisberg Modell in Verbindung mit Sigmund Freud gebracht. Der Psychoanalytiker hat mit seiner Persönlichkeitstheorie den Grundriss des Modells geschaffen. Freud spricht in seiner Theorie davon, dass der Mensch in seinem täglichen Handeln von seinem Unterbewusstsein zum Großteil geleitet und lediglich ein kleiner Teil tatsächlich von seinem Bewusstsein gesteuert wird.

Zu diesem Zweck teilte er die menschliche Psyche in drei verschiedene Bereich ein:

  • Das Es (Lustprinzip): Dieser Teil besteht aus den Trieben und Wünschen
  • Das Über-ich (Moralitätsprinzip): Dieser Teil besteht aus den eigenen Werten und Prinzipien
  • Das Ich (Realitätsprinzip): Dieses Ich sorgt für einen Ausgleich zwischen den anderen beiden Teilen.

Während Freud mit seiner Persönlichkeitstheorie das Fundament für das Eisbergmodell gestellt hat, hat er das Wort “Eisberg” in diesem Zusammenhang nie wirklich verwendet. Die Metapher des Eisbergs wurde zum ersten Mal von Ernest Hemingway genutzt, welcher sagte:

“Wenn ein Schriftsteller genug davon versteht, worüber er schreibt, so soll er aussparen, was ihm klar ist. Wenn der Schriftsteller nun aufrichtig genug schreibt, wird der Leser das Ausgelassene genauso stark empfinden, als hätte der Autor es zu Papier gebracht. Ein Eisberg bewegt sich darum so anmutig, da sich nur ein Achtel von ihm über Wasser befindet.”

Die Persönlichkeitstheorie von Freud und das Zitat von Hemingway wurden schließlich im Eisbergmodell im Bereich der Kommunikation vereint. Die Übertragung auf diesen Bereich wird den Autoren Ruch und Zimbardo zugeschrieben.

Ebenen im Eisberg Modell

Beim Eisberg Modell wird grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Ebenen der Kommunikation unterschieden – der Sachebene und der Beziehungsebene.

Die Sachebene

Auf Sachebene geht es um die Dinge, die sichtbar und bewusst kommuniziert werden. Dies sind also alle Anregungen, Fakten, Informationen und auch Wünsche, die verbal an den*die Gesprächspartner*in kommuniziert werden. Hier geht es also rein um die verbale Kommunikation eines Menschen. Das Ich steht somit für die Sachebene, also das, was tatsächlich gesagt wird.

Die Beziehungsebene

Auf Beziehungsebene (auch psychosoziale Ebene) geht es um alle unsichtbaren und unbewussten Dinge, welchen eine Rolle in der Kommunikation beigemessen wird. Auf Beziehungsebene wird noch einmal zwischen zwei verschiedenen Ebenen differenziert:

  • Die vorbewusste Ebene – diese handelt von den Ängsten und Gefühlen.
  • Die unbewusste Ebene – diese besteht aus den Trieben, den Traumata und auch den Ur-Instinkten.

In der Beziehungsebene werden diese Gefühle, Wertvorstellungen und Emotionen non-verbal durch die Körpersprache übertragen. Es wird oft vieles nicht gesagt, da sich viele Menschen selbst nicht einmal den eigenen Trieben oder Traumata bewusst sind. Somit stehen das Es und das Über-Ich für die Beziehungsebene, also der unsichtbare Teil des Eisberges.

Nutzen des Eisberg-Modells

Betrachten wir nun das Grundprinzip von diesem Kommunikationsmodell genauer, wird klar, weshalb es sinnig ist, sich den verschiedenen Ebenen Bescheid bewusst zu werden. Es ist nicht ausreichend, einem anderen Menschen zuzuhören, denn dieser bewusste Teil macht nur 20% der Kommunikation aus. Vielmehr gilt es, darauf zu achten, was unbewusst von dem Gegenüber non-verbal kommuniziert wird.

Zur Vermeidung von Konflikten ist das Eisbergmodell daher in der zwischenmenschlichen Kommunikation ungemein nützlich. Sofern die unbewusste Ebene ignoriert oder fehlinterpretiert wird, können sich Gespräche schnell in eine ungewollte, bzw. falsche Richtung entwickeln.

Folgende Beispiele anhand des Eisberg Modells sollen dies besser veranschaulichen:

  • “Übernimm diesen Patienten für mich”: Auch diese Aussage von Ihrem Chef kann verschiedene Bedeutungen haben. Es kann heißen, dass er Ihnen diese Aufgabe zutraut oder selbst keine Zeit hat. Die Körpersprache ist entscheidend, um die Situation richtig deuten zu können.
  • “Morgen ist ja schon Freitag”: Auch dieser Satz kann auf zwei verschiedene Arten gemeint sein. Für den einen bedeutet es, dass man sich auf das Wochenende freut. Für den anderen bedeutet es Stress, da die Aufgaben noch erledigt werden müssen. Auch hier spielt die non-verbale Kommunikation eine relevante Rolle.